Viel Ertrag bringen Konten bei der Bank nicht. Kunden erhalten momentan nur ein Zehntel des aktuellen Einlagezinses der Europäischen Zentralbank. Das ergab eine Umfrage des Geldratgebers Finanztip bei 36 Banken und Sparkassen. Für Tagesgeld gibt es häufig nur 0,25 Prozent pro Jahr – oder sogar noch deutlich weniger. Und dies, obwohl die Europäische Zentralbank den Zinssatz stetig weiter anhebt. „Typisch für etliche Banken ist, dass sie bisher nur einen Zinsschritt gemacht haben, während die Zentralbank mit dem Leitzins schon fünf Mal nach oben gegangen ist“, sagt Hendrik Buhrs, Geldanlage-Experte bei finanztip.de.
Dazu stellen die Experten der Studie fest: „Bietet eine lokale Bank einen höheren Zins, ist oft auch der örtliche Konkurrent großzügiger.“ Deshalb lautet die Empfehlung, im Zweifel zwei Konten bei unterschiedlichen Geldinstituten zu führen. „Kunden sollten ein Online-Tagesgeldkonto bei einer Bank mit besseren Zinsen eröffnen. Dabei müssen sie unbedingt darauf achten, dass auch das neue Konto von der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt ist“, so Buhrs. Wer sich für Festgeld interessiert, hat die Chance, etwas mehr Zinsen zu kassieren um die zwei Prozent per anno. Buhrs gibt den Tipp: „Vergleichen lohnt sich auch hier, sonst lässt man Geld auf der Straße liegen.“
Doch viele Anleger wollen mehr Ertrag und sind bereit, Risiken einzugehen. Stephan Albrech, Vorstand der Vermögensverwaltung AG in Köln, gibt Investoren an der Börse drei Tipps:
Für Albrech blieben die Verluste der Aktienmärkte 2022 im Rahmen des Normalen. „Europas Aktienmärkte haben in gut 30 Jahren der letzten 40 Jahre mit Kursgewinnen abgeschlossen“, so Albrech. Nach Studien betrugen die durchschnittlichen maximalen Abstürze pro Jahr rund 15 Prozent. „Nach Verlusten von 20 Prozent und mehr haben sich die Aktienmärkte in den nächsten fünf Jahren im Durchschnitt verdoppelt“, so Albrech. Er gibt den Rat: „Wem solche Verluste den Schlaf rauben, sollte nicht mehr als 50 Prozent Aktienquote in seinem Depot haben.“ Der Anteil der Aktien sollte dann maximal die Hälfte ausmachen.
Anleger sollten darauf achten, dass sie auf Qualitätsaktien setzen. Das sind jene Unternehmen, die mit soliden Geschäftsmodellen, mit geringem Verschuldungsgrad, mit guten und mit Wachstumsaussichten der Möglichkeit punkten, gestiegene Kosten an die Kunden weiterzugeben. „Man sollte die Finger lassen von Wachstumsstorys, die wenig mehr bieten als nur die Hoffnung auf künftige Gewinne“, so Albrech.
Der Experte meint, der wichtigste Erfolgsfaktor sei im momentan schwierigen Umfeld für Anleger die Geduld. „Nur über den Faktor Zeit können Anleger vom Zinses-Zins-Prinzip der Märkte profitieren und die vermeidlichen Schwankungen ausgleichen“, so Albrech.
So argumentiert übrigens auch Petra Ahrens, Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln: „Das Jahr wird uns weiter mit Schlagzeilen rund um Inflation, Rezession und steigenden Zinsen beschäftigen. Somit werden Anleger Unsicherheit und Schwankungen weiter begleiten.“
Sie meint, es sei ein Jahr, „in dem man sich langfristig positionieren sollte, um an der Beruhigung der Märkte und anschließender Erholung zu partizipieren.“ Für Ahrens liegt auf Sicht von drei bis fünf Jahren eine Chance. Auch wenn die kommenden Monate m von weiteren Zinsanhebungen und dem Gespenst der Rezession begleitet werden, so wird diese Phase ein Ende haben. Geldpolitische Straffungen führen unweigerlich zu einer höheren Volatilität. Wer sich aussichtsreich positionieren möchte, sollte auf Gewinnchancen und Qualität achten“, meint auch Ahrens. Anleger sollten breit investieren.