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Droht im Herbst ein neuer Dax-Crash?

VERMÖGENSBERATER BEZIEHEN STELLUNG:
DROHT IM HERBST EIN NEUER DAX-CRASH?

– Angst vor zweiter Infektionswelle –

Deutschland erwacht aus dem Lockdown. Doch mit jeder Lockerung wird auch lauter vor der Gefahr einer zweiten Pandemie-Welle gewarnt. Diese Furcht treibt auch die Märkte um – kann sich der Kurssturz aus dem Frühjahr wiederholen?

Pandemie, welche Pandemie? Wer in den letzten Tagen – außer in bestimmten Regionen – in Deutschland unterwegs war, fragt sich, wo das Coronavirus geblieben ist. Doch die Gefahr ist damit nicht gebannt. Die Top-Virologen werden nicht müde, das Risiko einer zweiten Welle zu erwähnen. Häufen sich Vorfälle wie etwa der Massenausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies, könnte ein zweiter Lockdown kommen. In Gütersloh ist er bereits da.

Um diese Gefahr wissen auch die Anleger am Frankfurter Börsenparkett. Entsprechend nervös handelte der Dax  zuletzt. Die Volatilität ist weiter hoch. Eigentlich war sie nie weg gewesen. Davon zeugen etwa die kumulierten Tagesbewegungen beim Leitindex Dax.

Hohe Volatilität ist die neue Normalität

Im Monat März schwankte der Dax insgesamt um 68,22 Prozent auf und ab. Im Mai lag dieser grobe Indikator zwar bei 31,83 Prozent, dürfte sich aber im Juni weiter auf diesem Niveau halten. Zum Vergleich: Im Februar lag dieser Wert bei nur 23,45 Prozent, bei etwa gleich vielen Handelstagen im kürzesten Monat des Jahres, wohlgemerkt.

Heißt: Der Dax bewegt sich derzeit stärker als sonst. Das bestätigt auch der Volatilitätsindex VDax-New. Mit 37,81 Zählern notiert das „Angstbarometer“ mehr als doppelt so hoch wie sonst, und das nicht nur in der Spitze, sondern seit Monaten. So richtig trauen die Anleger der Erholung noch nicht – doch wie groß ist die Gefahr wirklich, dass die Börsen durch eine zweite Welle nochmal abstürzen?

Das gewonnene Wissen hilft weiter – auch ohne Impfstoff

Börsenprofis sehen zwar weiterhin volatile Märkte, erwarten aber weitestgehend nicht, dass sich der Crash im März wiederholen wird. Bert Flossbach beispielsweise ist gelassen: „Selbst wenn eine zweite Welle käme, erscheint es aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass die dann zu treffenden Maßnahmen ein ähnliches Ausmaß hätten wie die bislang verfügten.“

Der Vorstand von Flossbach von Storch – mit 48 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen einer der größten in Deutschland – erwartet nicht, dass es nochmal zu einem ähnlich flächendeckenden Lockdown kommen wird: „Das gewonnene Wissen über das Virus, die Ansteckungsmöglichkeiten und die Mortalität dürften helfen, um künftig gezielter vorzugehen, selbst wenn noch kein Impfstoff gefunden ist.“

Flossbach bleibt daher mit seinen Investments auf Kurs: „Wir konzentrieren uns auf die langfristigen Auswirkungen der Pandemie als Basis unserer Anlagestrategie: Den Trend zu mehr Digitalisierung, die ansteigende Verschuldung insbesondere der öffentlichen Haushalte und die Verfestigung des Nullzinsumfelds.“ Der Vermögensverwalter sieht aufgrund der Konjunkturoffensiven vieler Staaten und der „grenzenlosen Bereitschaft der Notenbanken, diese zu finanzieren“, nur eine geringe Gefahr für einen Rückschlag bis auf die Tiefststände des Monats März.

„Es bleibt volatil mit Tendenz nach oben“

Zu diesen Tiefstständen haben die wichtigsten Marktindizes wieder deutlichen Abstand gewonnen. Im März sackte der Dax bis auf 8255 Punkte ab, von dort aus ging es auf derzeit rund 12.100 Punkte wieder hoch, ein Plus von etwa 46,6 Prozent. Auch die US-Indizes Dow Jones Industrial S&P-500  und Nasdaq  haben aus dem Tief heraus zwischen 37,3 und 45,4 Prozent aufgeholt.

Bis auf den Tech-Auswahlindex Nasdaq 100 haben die Börsen damit zwar noch nicht alle Verluste aufgeholt, aber einen beachtlichen Teil. Hinzu kommt, dass der größte Treiber der Börsen in den vergangenen Jahren, die ultralockere Geldpolitik, durch die Corona-Krise voraussichtlich länger bestehen bleiben wird. „Langfristig“, merkt Flossbach darum an, „kommen Investoren unseres Erachtens jedenfalls nicht um erstklassige liquide Sachwerte, allen voran Aktien sehr guter Unternehmen, herum.“

Auch andere Marktkenner sind für das zweite Börsenhalbjahr verhalten optimistisch. „Es bleibt volatil mit Tendenz nach oben“, schätzt Uwe Zimmer, Geschäftsführer bei Fundamental Capital. Zimmer erwartet, dass die Börsen eher moderat auf eine zweite Welle reagieren. Das sei auch abhängig davon, wie stark das Geschehen dann medial befeuert wird, so Zimmer.

Profi ist sicher: „Die alten Tiefstkurse sehen wir nicht wieder“

Karl-Heinrich Mengel, Chefanlagestratege der Capitell AG, erwartet indes nochmal deutliche Schwankungen, sollte eine zweite Welle kommen – allerdings nicht im selben Maße wie im Frühjahr. „Die Notenbanken und die Regierungen haben durch ihr Verhalten der jüngsten Zeit zu verstehen gegeben, dass sie im Zweifelsfall mit derart hohen Geldmitteln eingreifen werden, dass sich Börsenturbulenzen des Ausmaßes vom März dieses Jahres wohl nicht wiederholen werden“, sagt Mengel.

Diese Einschätzung teilt auch Frank Wieser von PMP Vermögensmanagement: „Im Augenblick ist eine zweite beherrschbare Welle eingepreist. Die Börse dürfte kaum reagieren, solange es lokale Shutdowns gibt.“ Laut Wieser könnte der Dax zwar erneut in den vierstelligen Bereich zurückfallen, wenn wichtigere Unternehmen nochmals in den Lockdown gehen müssen. Gleichzeitig beschwichtigt der Profi: „Die alten Tiefstkurse sehen wir aber nicht wieder.“

Neben der Liquiditätsflut der Notenbanken und den milliardenschweren Konjunkturprogrammen der Regierungen gibt es zudem weitere Faktoren, die gegen einen starken Absturz bei einer zweiten Welle sprechen. „Viele Anleger haben einen Wiedereinstieg in den Finanzmarkt verpasst, somit würde viel Liquidität bei einer erneuten Korrektur schneller in die Märkte fließen“, merkt Petra Ahrens, Vorstand beim Vermögensverwalter Maiestas, an.

Anlegern bleiben Möglichkeiten, sich abzusichern

Wenngleich Anleger also in den kommenden Monaten damit rechnen müssen, dass sich der Dax mal eben um mehrere Prozent nach unten wie nach oben bewegt, sind die Chancen auf eine Wiederholung des Corona-Crashs gering. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht ein gewisses Restrisiko gibt. Das gilt für die Anlage in Aktien zwar immer, derzeit jedoch sind die Märkte empfindlicher als sonst.

Anlegern bleiben hier aber Möglichkeiten. So lässt sich das Depot beispielsweise über einen Short-ETF auf den Dax absichern. „Diese ETFs bilden die Kursrückgänge der zugrunde liegenden Indizes nahezu komplett ab. Fällt der Index, steigt der ETF“, merkt Börsenexperte Wieser an, und fügt an: „Man kauft sich als Anleger somit eine Versicherung ein, die man jederzeit auflösen kann.“

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